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Steuerparadies Portugal?

 
tanja
(@tanja)
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Lohnt sich das Auswandern für Krypto-Anleger?

Portugal galt lange als Steuerparadies für Krypto-Anleger. Ist das immer noch so? Diese Frage beantworten die Steuerexperten von CMS.

https://www.btc-echo.de/news/lohnt-sich-das-auswandern-fuer-krypto-anleger-cv-rp2-178466/

Über die vergangenen Jahre lockte Portugal tausende Digitalnomaden ins Land. Geringe Lebenshaltungskosten, eine vielfältige Kultur, gutes Wetter und nicht zuletzt ein attraktives Steuermodell waren nur ein paar der Argumente. Letzteres brachte dem Land, vor allem unter Krypto-Anlegern, einen Ruf als steuerliches Eldorado ein. Ein Image, das auch nach der Einführung einer allgemeinen Krypto-Steuer im Januar 2023 erhalten blieb. Doch wie attraktiv ist Portugal für Krypto-Anleger heute? Diese Frage beantworten Dr. Hendrik Arendt, Rechtsanwalt und Steuerberater bei der Wirtschaftsrechtskanzlei CMS Deutschland, und Mariana Coentro Ribeiro, Rechtsanwältin für Steuerrecht der Wirtschaftsrechtskanzlei CMS Portugal.

Lange mussten Krypto-Anleger in Portugal keine Steuern auf Einkünfte aus digitalen Assets zahlen. Das änderte sich im Januar vergangenen Jahres als die portugiesische Regierung einen allgemeinen steuerlichen Rahmen für Kryptowährungen einführte. Das Modell gleiche dabei zum Teil der Besteuerung in Deutschland, erklären die Anwälte Arendt und Ribeiro gegenüber BTC-ECHO. Die Steuerexperten der Wirtschaftskanzlei CMS veröffentlichten im vergangenen Jahr einen Leitfaden, in der die Krypto-Besteuerung einzelner Jurisdiktionen miteinander verglichen werden können.

Haltefrist und unterjährige Gewinne

In beiden Ländern gilt auf den Handel von Kryptowährungen eine einjährige Haltefrist. Gewinne sind dann steuerfrei, wenn zwischen der Anschaffung und dem Verkauf mehr als ein Jahr vergangen ist.

Auf unterjährige Gewinne fallen grundsätzlich Steuern an. Der deutsche Gesetzgeber räumt Krypto-Anlegern allerdings eine Freigrenze von 600 Euro ein. Wird diese überschritten, müssen auf den gesamten Erlös, Steuern entrichtet werden. Die Höhe richtet sich nach dem persönlichen Einkommensteuersatz. Dieser liegt in Deutschland zwischen 14 und 45 Prozent (zzgl. Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer).

In Portugal hingegen erhebt das Finanzamt auf unterjährige Gewinne einen pauschalen Steuersatz von 28 Prozent. Es besteht aber die Möglichkeit, Kapitalgewinne und -verluste mit anderen Einkünften zusammenzurechnen, wodurch sie den üblichen persönlichen Einkommensteuersätzen zwischen 14,5 bis 48 Prozent unterliegen.

Der Tausch von Krypto-zu-Krypto

Anleger, die in Deutschland Kryptowährungen untereinander tauschen, müssen daraus entstandene Gewinne unter Umständen versteuern. Das ist gegeben, wenn der Tausch innerhalb eines Jahres seit der Anschaffung erfolgt und der Erlös die Freigrenze von 600 Euro überschreitet. Hier kommt der persönliche Einkommensteuersatz zum Tragen.

In Portugal ist das etwas anders. Wer Kryptowährungen gegeneinander tauscht, löst nicht sofort einen steuerrelevanten Vorgang wie in Deutschland aus, erklären Ribeiro und Arendt. Stattdessen wird die Steuer erst fällig, wenn die Assets zurück in Fiat getauscht werden, zum Steuersatz von 28 Prozent. Dabei zählt der Kaufkurs des ursprünglichen Assets als Anschaffungswert. Der Vorgang ähnelt in gewisser Weise dem Steuerkonzept Österreichs. Mehr dazu hier: So wird Krypto in der DACH-Region versteuert

“Es ist noch unklar, wie sich die portugiesischen Steuerbehörden zum Beginn der einjährigen Mindesthaltedauer für die Anwendung der Steuerbefreiung in diesem Fall positionieren werden”, meinen die Steuerexperten weiter. Denkbar seien zwei Szenarien. Entweder der Anschaffungszeitpunkt des ersten Krypto-Assets, das erworben wurde oder das Datum des Umtausches.

Wie wird Staking versteuert?

Deutsche Steuerbehörden unterscheiden beim Staking grundsätzlich in zwei Kategorien: dem Delegated Staking und dem Validated Staking. Bei letzterem gehen die Finanzämter von einer gewerblichen Tätigkeit aus. Folglich fällt auf Blockrewards sowohl der persönliche Einkommensteuersatz als auch eine Gewerbesteuer (je nach Gemeinde 7 bis 17 Prozent) an, sofern die Einnahmen einen Freibetrag von 24.500 Euro überschreiten. Die Gewerbesteuer kann teilweise auf die Einkommensteuer angerechnet werden.

Beim Delegated Staking sind Einnahmen bis zu einer Freigrenze von 256 Euro pro Jahr steuerfrei. Wird diese jedoch überschritten, muss die komplette Blockbelohnung versteuert werden. Das gilt bereits ab dem ersten Euro. Die Freigrenze gilt im übrigen auch für andere laufende Einkünfte wie Airdrops oder Lending.

Portugiesische Steuerbehörden machen diese spezielle Unterscheidung nicht, erklären die Steuerexperten von CMS. Stattdessen werden Gewinne aus dem Bereich als Kapitalerträge gesehen und grundsätzlich mit 28 Prozent versteuert.

Besteuerung von NFTs

Portugal hat Kryptowährungen seit 2023 in das Einkommensteuerrecht aufgenommen. “Die Regeln für die Besteuerung schließen NFTs ausdrücklich aus der Definition von Krypto-Assets aus”, erklären Ribeiro und Arendt. Das bedeute, dass Krypto-Anleger, Gewinne aus dem Handel mit NFTs bislang nicht versteuern müssten, so die Steuerexperten weiter. Das Fehlen eines spezifischen Steuerrahmens für NFTs sehen die Anwälte allerdings als potenziellen Nachteil.

Auch in Deutschland gibt es bislang keine eindeutige Regelung für den Handel mit NFTs. Dennoch sei anzunehmen, dass Finanzämter die gleichen Regeln auf digitale Sammelobjekte anwenden wie auch auf “herkömmliche” Krypto-Assets, sagt Arendt.

Was ist die Digital Nomad Initiative?

Im Oktober 2022 startete die portugiesische Regierung die Digitial Nomad Initiative. Die ermöglicht Ausländern außerhalb der EU, unkomplizierte Arbeitsvisa zu erhalten. Damit können sie aus Portugal für ihre ausländischen Unternehmen tätig sein. Gepaart mit dem “Non-Habitual-Residents”-Rahmen (NHR) profitierten die Digitalnomaden, die ihren Wohnsitz nach Portugal verlegten, von erheblichen Steuervergünstigungen für die nächsten zehn Jahre. Ein Vorteil war unter anderem die Beseitigung von Doppelbesteuerungen zwischen Portugal und dem Herkunftsland.

Im Dezember 2023 setzte die Regierung die NHR allerdings aus. Für Digitalnomaden, die nun nach Portugal auswandern wollen, gilt der Rahmen nicht mehr. Zwar ersetzte die Regierung die Regelung durch ein neues Regime zum 1. Januar 2024. “Wir befinden uns aktuell noch in einer Testphase, inwiefern dieser neue Rahmen auf digitale Nomaden anwendbar sein könnte”, erklären Ribeiro und Arendt.

Welche Risiken sollten Auswanderer beachten?

Allgemein empfiehlt sich: Wer dem deutschen Staat den Rücken kehren möchte, sollte sich im Vorfeld gut über mögliche Konsequenzen informieren und sich die Meinung von Experten einholen. Ein Umzug ins Ausland könnte unter Umständen eine “fiktive Wegzugsbesteuerung” der Krypto-Assets und in manchen Fällen auch eine sogenannte “erweiterte beschränkte Steuerpflicht” in Deutschland auslösen.

Ribeiro und Arendt meinen aber ohnehin: “Das steuerliche Modell sollte nicht der ausschlaggebende Grund für einen Landeswechsel sein.”

 

Zitat
Themenstarter Veröffentlicht : 23/04/2024 2:45 pm